P R E S S
Frankfurter Allgemeine Zeitung (30 Jan 2013, Jan Brachmann)
"Cantio" gibt der neuen Musik eine nachdenkliche Perspektive.
Der Tagesspiegel (19 Jan 2013; Barbara Eckle)
Eine faszinierend subtile Osmose der Ausdrucksmittel, jenseits von herkömmlichem Musiktheater. Die autonomen Linien in altgriechischer Sprache, die Vivian Lüdorf (Psel) glockenrein durch immer dichtere Schichten aus gestischer Musik und sprechender Bewegung webt, lassen zum Schluss glauben, dass die Wahrheit im Fragment liegt.
Frankfurter Rundschau (26. Mai 2004; Hans-Klaus Jungheinrich )
Cantio wurde zu einer der reizvollsten Séancen der Biennalegeschichte.
Cantio became one of the most delightful séances in the history of the Biennale.
newsound.org.yu (June 11, 2004; Donata Premeru: The Ninth International Festival of New Music Theatre)
A work that was completely different, scenically very effective, textually very committed and full of Bruegelian humour and vitality was the chamber opera, or more precisely, music theatre Cantio (May 18th) by the young 32-year-old Lithuanian, Vykintas Baltakas – also a commission from the Munich Biennale made in co-production with the Lithuanian Theatre in Vilnius. In Munich, it was performed in the House of Art (Haus der Kunst) theatre. Librettist Sharon Lynn Joyce, a regular collaborator of the composer, combined the Lithuanian and Ancient Greek languages (the people’s healthy way of thinking and hymn-like rhetoric) when representing the ancient ritual (by singing Menander’s hymn) of saying farewell to/detaining the gods in the city because their lives depend on them. Both the comments of the people and the question “Is it necessary to hail hymns to the gods (‘politicians’)?” were witty. The intelligently and succinctly spoken (sung) text (subtitled in German) radiates permanent topicality and affects the audience by its weight, while the modern, very expressive music, both effective and focused, is reinforced by multilayered and comical stage solutions.
This short 60-minute-long chamber opera is politically committed and it is one of the high points of this year’s Munich Biennale. Excellent soloists, actors, mimes, dancers and ballet dancers with the participation of members of the Munich chamber orchestra performed a mini-version of Ligetti’s great ‘operatic wonder’ Le Grand Macabre. The performance was led by the chief conductor of the Munich chamber orchestra, Christoph Poppen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (25.05.2004; Gerhard Rohde: Das Sirren der Zikaden / "Cantio" von Vykintas Baltakas wird in München uraufgeführt)
Vykintas Baltakas als litauischer Orpheus, der der Macht des Singens wieder den gebührenden Platz anweist. Aber auch das ist bestimmt schon wieder zuviel gegenständliche Interpretation. Als Beitrag zur aktuellen Diskussion über die zukünftige Operngestalt besitzt "Cantio" allemal seine Qualitäten.
Süddeutsche Zeitung (21. Mai 2004; Egbert Tholl: Zikaden der Städte / Münchener Biennale: Vykintas Baltakas' Rätselwerk „Cantio")
"Cantio" ist ein Rätselwerk, doch nicht kokett in seiner Hermetik. Sondern ein liebenswertes Beispiel dafür, wie Intellektualität in Narretei umschlägt.
Salzburger Nachrichten (21. Mai 2004; Karl Harb)
Ein offenes, starkes Kunst-Werk.
Münchener Merkur (21. Mai 2004; Markus Thiel: Freche These)
"Dem Worte dem Vorrang!" - "Nein, der Musik - doch geboren aus dem Wort." Richard Strauss und Clemens Krauss klöppelten um diesen Streit einst ihr Konversationsstück "Capriccio", Kollege Vykintas Baltakas fegt derlei Spitzfindigkeiten zwei Generationen später vom Tisch: Wo Opernsänger meist textfrei forcieren und vom Orchester überschwemmt werden, wo also das Publikum ohne Libretto-Lektüre oder Übertitel nicht mehr auskommt - hat da das Wort nicht längst verloren? Entscheidend ist demnach nicht das Was, die Handlung, sondern das Wie, das vokale und orchestrale Transportmittel. Eine freche, einleuchtende These, auf der Baltakas' Opus "Cantio" beruht. Die zugleich auch, das zeigt die Beschwörung der Antike, einen puristischen Wunsch nach Reinheit, Unverfälschtheit offenbart. Aber wenn schon, so der Kern von "Cantio", Götter mit einer ausschmückungsreichen Rede umgestimmt werden sollen, dann wollen bitte auch sterbliche Biennale- Besucher unterhalten werden. Diese Uraufführung im Theater im Haus der Kunst bewies: Es klappt.
Opernwelt (2004/07; Klaus Kalchschmid)
Noch weiter von der europäischen Kunstform Oper entfernt hat sich der 32-jährige Litauer Vykintas Baltakas: In «Cantio» dauert es-45 Minuten, bis der titelgebende Gesang einsetzt und fast so etwas wie eine Befreiung, ein Glücksgefühl auslöst. Mit einem Mal gewinnt (für die restlichen 25 Minuten) die wunderbar leuchtende, teils versprengte, teils raumgreifend intensive Kammermusik in der Durchdringung mit den Gesangslinien dreier fulminanter Sänger vor Staffeleien aus Spiegeln eine Überzeugungskraft, die geradezu mystisch wirkt, ob im grandiosen tiefen Blechbläser-Fundament oder im feinen Solo-Streicher-Gewand, in den liegenden Akkorden der Bläser oder dem im Raum wandernden Klavierklang.
Beckmesser / Die Seite für neue Musik und Musikkritik (Mai/2004; Max Nyffeler: Münchener Biennale für neues Musiktheater 2004)
Der 34-jährige Litauer wollte kein fertiges Libretto vertonen, sondern entwickelte Idee und Stoff seines Stücks gemeinsam mit der Librettistin Sharon Lynne Joyce. Baltakas wollte von ihr keinen Text mit konkretem Inhalt, sondern ein Textmaterial, das der freien Assoziation weite Räume öffnen sollte.
Ich wollte keine Musik schreiben für irgend welche Texte, zu denen ich keinen Zugang habe, und ich könnte mir auch nicht vorstellen zu diesen Texten zu singen, etwa (singt:) "Jetzt möchte ich gerne Kaffee haben." Das ist irgendwie schon Verfremdung. Ich denke, die Geschichte muss aus der Musik entstehen – oder mehr noch, sondern mit der Musik zusammen. So ein Pingpong.
Aus diesem Pingpong mit der Librettistin kristallisierte sich schließlich nach Auskunft des Komponisten eine sehr vage Thematik heraus, um die das Stück seine traumhaften Kreise zu ziehen begann: Die Menschen nehmen Abschied von den Göttern, die die Stadt verlassen. Die Idee geht zurück auf antike Abschiedhymnen, wie sie vom griechischen Dichter Menander überliefert sind. Noch vor der Fertigstellung von Libretto und Komposition stieg dann auch der Regisseur Oskaras Korsunovas in die Zusammenarbeit ein, so dass das Werk sich weiter veränderte. Text, Musik und Szene erhielten erst bei den Proben in München ihre endgültige Gestalt. Ein Verfahren, das sicher nicht nach jedes Veranstalters Geschmack ist, aber den Vorteil hat, dass dem Endprodukt die kraftvolle Dynamik eines unabgeschlossenen Prozesses innewohnt. Die Uraufführung bot denn auch ein überaus vitales Theater mit einer virtuos aufeinander eingestimmten Truppe, in dem, von den Instrumenten untermalt, vielstimmig gesprochen, geflüstert, geschrien und geschnauft wurde.
Das Bühnenbild zu "Cantio" bestand nur aus einem von altem Wohnungsgerümpel zusammengebauten Würfel mit zahllosen Öffnungen, Fensterklappen und veränderlichen Durchblicken. In diesem kompakten Labyrinth und darum herum entwickelte sich ein komplexes System von Textkontrapunktik, Bewegungsabläufen und Lichtwirkungen. Gesungen wurde über weite Strecken überhaupt nicht.
Erst gegen Schluss dieser mit Cantio betitelten kollektiven Theaterarbeit treten drei Sänger auf die Bühne, und hier zeigt Baltakas auch, dass er ausgezeichnet für die Stimme zu schreiben versteht. Nach der turbulenten Bühnenaktion hat der Gesang etwas Befreiendes. Er öffnet den weiten Blick ins Ungewisse, in die jenseitigen Dimensionen, der dem Komponisten bei seiner ersten Idee des Werks offenbar vorgeschwebt haben.
"Cantio" gibt der neuen Musik eine nachdenkliche Perspektive.
Der Tagesspiegel (19 Jan 2013; Barbara Eckle)
Eine faszinierend subtile Osmose der Ausdrucksmittel, jenseits von herkömmlichem Musiktheater. Die autonomen Linien in altgriechischer Sprache, die Vivian Lüdorf (Psel) glockenrein durch immer dichtere Schichten aus gestischer Musik und sprechender Bewegung webt, lassen zum Schluss glauben, dass die Wahrheit im Fragment liegt.
Frankfurter Rundschau (26. Mai 2004; Hans-Klaus Jungheinrich )
Cantio wurde zu einer der reizvollsten Séancen der Biennalegeschichte.
Cantio became one of the most delightful séances in the history of the Biennale.
newsound.org.yu (June 11, 2004; Donata Premeru: The Ninth International Festival of New Music Theatre)
A work that was completely different, scenically very effective, textually very committed and full of Bruegelian humour and vitality was the chamber opera, or more precisely, music theatre Cantio (May 18th) by the young 32-year-old Lithuanian, Vykintas Baltakas – also a commission from the Munich Biennale made in co-production with the Lithuanian Theatre in Vilnius. In Munich, it was performed in the House of Art (Haus der Kunst) theatre. Librettist Sharon Lynn Joyce, a regular collaborator of the composer, combined the Lithuanian and Ancient Greek languages (the people’s healthy way of thinking and hymn-like rhetoric) when representing the ancient ritual (by singing Menander’s hymn) of saying farewell to/detaining the gods in the city because their lives depend on them. Both the comments of the people and the question “Is it necessary to hail hymns to the gods (‘politicians’)?” were witty. The intelligently and succinctly spoken (sung) text (subtitled in German) radiates permanent topicality and affects the audience by its weight, while the modern, very expressive music, both effective and focused, is reinforced by multilayered and comical stage solutions.
This short 60-minute-long chamber opera is politically committed and it is one of the high points of this year’s Munich Biennale. Excellent soloists, actors, mimes, dancers and ballet dancers with the participation of members of the Munich chamber orchestra performed a mini-version of Ligetti’s great ‘operatic wonder’ Le Grand Macabre. The performance was led by the chief conductor of the Munich chamber orchestra, Christoph Poppen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (25.05.2004; Gerhard Rohde: Das Sirren der Zikaden / "Cantio" von Vykintas Baltakas wird in München uraufgeführt)
Vykintas Baltakas als litauischer Orpheus, der der Macht des Singens wieder den gebührenden Platz anweist. Aber auch das ist bestimmt schon wieder zuviel gegenständliche Interpretation. Als Beitrag zur aktuellen Diskussion über die zukünftige Operngestalt besitzt "Cantio" allemal seine Qualitäten.
Süddeutsche Zeitung (21. Mai 2004; Egbert Tholl: Zikaden der Städte / Münchener Biennale: Vykintas Baltakas' Rätselwerk „Cantio")
"Cantio" ist ein Rätselwerk, doch nicht kokett in seiner Hermetik. Sondern ein liebenswertes Beispiel dafür, wie Intellektualität in Narretei umschlägt.
Salzburger Nachrichten (21. Mai 2004; Karl Harb)
Ein offenes, starkes Kunst-Werk.
Münchener Merkur (21. Mai 2004; Markus Thiel: Freche These)
"Dem Worte dem Vorrang!" - "Nein, der Musik - doch geboren aus dem Wort." Richard Strauss und Clemens Krauss klöppelten um diesen Streit einst ihr Konversationsstück "Capriccio", Kollege Vykintas Baltakas fegt derlei Spitzfindigkeiten zwei Generationen später vom Tisch: Wo Opernsänger meist textfrei forcieren und vom Orchester überschwemmt werden, wo also das Publikum ohne Libretto-Lektüre oder Übertitel nicht mehr auskommt - hat da das Wort nicht längst verloren? Entscheidend ist demnach nicht das Was, die Handlung, sondern das Wie, das vokale und orchestrale Transportmittel. Eine freche, einleuchtende These, auf der Baltakas' Opus "Cantio" beruht. Die zugleich auch, das zeigt die Beschwörung der Antike, einen puristischen Wunsch nach Reinheit, Unverfälschtheit offenbart. Aber wenn schon, so der Kern von "Cantio", Götter mit einer ausschmückungsreichen Rede umgestimmt werden sollen, dann wollen bitte auch sterbliche Biennale- Besucher unterhalten werden. Diese Uraufführung im Theater im Haus der Kunst bewies: Es klappt.
Opernwelt (2004/07; Klaus Kalchschmid)
Noch weiter von der europäischen Kunstform Oper entfernt hat sich der 32-jährige Litauer Vykintas Baltakas: In «Cantio» dauert es-45 Minuten, bis der titelgebende Gesang einsetzt und fast so etwas wie eine Befreiung, ein Glücksgefühl auslöst. Mit einem Mal gewinnt (für die restlichen 25 Minuten) die wunderbar leuchtende, teils versprengte, teils raumgreifend intensive Kammermusik in der Durchdringung mit den Gesangslinien dreier fulminanter Sänger vor Staffeleien aus Spiegeln eine Überzeugungskraft, die geradezu mystisch wirkt, ob im grandiosen tiefen Blechbläser-Fundament oder im feinen Solo-Streicher-Gewand, in den liegenden Akkorden der Bläser oder dem im Raum wandernden Klavierklang.
Beckmesser / Die Seite für neue Musik und Musikkritik (Mai/2004; Max Nyffeler: Münchener Biennale für neues Musiktheater 2004)
Der 34-jährige Litauer wollte kein fertiges Libretto vertonen, sondern entwickelte Idee und Stoff seines Stücks gemeinsam mit der Librettistin Sharon Lynne Joyce. Baltakas wollte von ihr keinen Text mit konkretem Inhalt, sondern ein Textmaterial, das der freien Assoziation weite Räume öffnen sollte.
Ich wollte keine Musik schreiben für irgend welche Texte, zu denen ich keinen Zugang habe, und ich könnte mir auch nicht vorstellen zu diesen Texten zu singen, etwa (singt:) "Jetzt möchte ich gerne Kaffee haben." Das ist irgendwie schon Verfremdung. Ich denke, die Geschichte muss aus der Musik entstehen – oder mehr noch, sondern mit der Musik zusammen. So ein Pingpong.
Aus diesem Pingpong mit der Librettistin kristallisierte sich schließlich nach Auskunft des Komponisten eine sehr vage Thematik heraus, um die das Stück seine traumhaften Kreise zu ziehen begann: Die Menschen nehmen Abschied von den Göttern, die die Stadt verlassen. Die Idee geht zurück auf antike Abschiedhymnen, wie sie vom griechischen Dichter Menander überliefert sind. Noch vor der Fertigstellung von Libretto und Komposition stieg dann auch der Regisseur Oskaras Korsunovas in die Zusammenarbeit ein, so dass das Werk sich weiter veränderte. Text, Musik und Szene erhielten erst bei den Proben in München ihre endgültige Gestalt. Ein Verfahren, das sicher nicht nach jedes Veranstalters Geschmack ist, aber den Vorteil hat, dass dem Endprodukt die kraftvolle Dynamik eines unabgeschlossenen Prozesses innewohnt. Die Uraufführung bot denn auch ein überaus vitales Theater mit einer virtuos aufeinander eingestimmten Truppe, in dem, von den Instrumenten untermalt, vielstimmig gesprochen, geflüstert, geschrien und geschnauft wurde.
Das Bühnenbild zu "Cantio" bestand nur aus einem von altem Wohnungsgerümpel zusammengebauten Würfel mit zahllosen Öffnungen, Fensterklappen und veränderlichen Durchblicken. In diesem kompakten Labyrinth und darum herum entwickelte sich ein komplexes System von Textkontrapunktik, Bewegungsabläufen und Lichtwirkungen. Gesungen wurde über weite Strecken überhaupt nicht.
Erst gegen Schluss dieser mit Cantio betitelten kollektiven Theaterarbeit treten drei Sänger auf die Bühne, und hier zeigt Baltakas auch, dass er ausgezeichnet für die Stimme zu schreiben versteht. Nach der turbulenten Bühnenaktion hat der Gesang etwas Befreiendes. Er öffnet den weiten Blick ins Ungewisse, in die jenseitigen Dimensionen, der dem Komponisten bei seiner ersten Idee des Werks offenbar vorgeschwebt haben.